Augen zu und durch? Die Oldtimerszene hatte Schaum vor dem Mund, als das Klassikertreffen an den Opelvillen nur vier Tage vor dem bereits im Februar angekündigten Termin abgesagt wurde. Die Rüsselsheimer Magistrat verwies auf eine Weisung des Regierungspräsidiums Darmstadt, das die Nutzung des Landschaftsschutzgebiets am Mainufer für das Treffen untersagt hatte.
Ein gerichtlicher Eilantrag der Stadt gegen dieses Verbot war vier Tage vor dem Treffen-Termin gescheitert. Was auf den ersten Blick wie eine autofeindliche Aktion der grünen Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid gegen eines der größten deutschen Oldtimertreffen aussah, stellt sich bei näherer Betrachtung deutlich anders dar: Bereits im Sommer 2022 hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erfolgreich gegen das Techno-Festival „Love Familiy Park“ geklagt, das auf der Fläche am Mainufer nach 2018 und 2019 zum dritten Mal stattfinden sollte. Schon damals hatte die Regierungspräsidentin als Oberste Naturschutzbehörde die Genehmigung der Stadt Rüsselsheim gekippt.
Spätestens seit Juni 2022 musste die Stadt also wissen, dass auf der Mainwiese sehr wahrscheinlich keine Großveranstaltungen mehr genehmigt würden. Trotzdem gab sie im Februar 2023 grünes Licht für das Klassikertreffen an den Opelvillen, was entsprechende Planungen der Gastronomie und der Oldtimerbesitzer nach sich zog.
Die Reaktion des BUND ließ nicht lange auf sich warten. Schon am 7. März kündigten die Naturschützer schriftlich eine Klage gegen die Nutzung des Landschaftsschutzgebietes für das Oldtimertreffen an. In einer Presseerklärung der Stadt heißt es, nach den Corona-bedingten Ausfällen des Treffens sei nicht genug Zeit gewesen, ein alternatives Sicherheitskonzept zu erarbeiten – was auch immer damit gemeint war. Denn Einschränkungen im Sinne des Infektionsschutzes gab es 2023 nicht mehr.
In ihrer Presseerklärung sprach die Stadt Rüsselsheim von einer „alternativlosen“ Nutzung der Mainwiese und dass das Nutzungsverbot eine Absage des Treffens unausweichlich gemacht habe. Dass die Absage erst vier Tage vor dem eigentlichen Termin erfolgte, lässt sich allerdings nur damit erklären, dass es die Veranstalter schlicht drauf ankommen ließen, dass doch noch eine Ausnahmegenehmigung erteilt würde. Frei nach dem Motto: „Augen zu und durch!“
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